1885 | geboren in Erfurt |
1976 | gestorben in Wiesbaden |
Abstrahierende Symbolformen beherrschen Ritschls Bilder der Nachkriegszeit. Ab 1954 vertiefen sich die Formen, die bis dahin ihren Ausdruck noch aus dem weich bewegten Zusammenspiel mit der frei beweglichen Linie gezogen hatten. Geometrisches Vokabular führt zu einer strengeren Organisation der Komposition, während Ritschl gleichzeitig von malerischen Fakturen und farblichen Nuancierungen absieht. Der Künstler steht somit als Gegenspieler der zeitgleichen Tachisten in der Nähe der französischen Konstruktivisten, mit denen zusammen er auch ausstellt.
Durch den Tod seiner Frau im Jahr 1958 verändern sich die formalen Akzente von Ritschls Kunst. So lösen sich die Farben aus ihrer strengen Ordnung und schweben in inselartigen, großzügigen Scheiben vor getöntem Grund. Um 1960 werden die Farben eigenständiges Element monochromer Meditationsbilder, um wirkende Kräfte und Energien zu verbildlichen. Wesentliches Bildelement bleibt die diffus verschwimmende Umrisslinie der Farbfelder. Ritschls Abstraktionen beziehen sich nie auf konkrete Dinge, sondern auf Bereiche der Seele.