
J. Kupke 2016, Foto: Kyra Fröhlich
1947 | geboren in Sindelfingen |
1965–57 | Studium an der Merzakademie Stuttgart |
1967–72 | Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Rudolf Haegele |
1971 | Aufenthalt in den USA |
Seit 1972 | freischaffend |
1981 | Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg |
1986 | Stipendium der Stadt Sindelfingen |
Seit 1969 | Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland |
| lebt in Sindelfingen |
Die in altmeisterlicher Manier akribisch und differenziert in Öl auf Leinwand ausgeführten Bildfindungen von Joachim Kupke erinnern an Comte de Lautréamonts berühmt gewordenen Satz »Schön wie die unvermutete Begegnung einer Nähmaschine und eines Regenschirms auf einem Seziertisch«. Erhabene Landschaften treffen auf banale Alltagsgegenstände oder geometrische Muster, Bildzitate der Großen Meister auf Motive aus Boulevard-Zeitschriften. Kupkes Hang zum Fotorealismus, zur Pop-Art und vor allem zum Surrealen ist unübersehbar. Kupke nennt seine zwischen Collage und Peinture changierenden Arbeiten »Peintagen«. In Kupkes Bildern trifft die »hohe« Kunst auf die vermeintlich »niedrige« Kunst. In Anspielung auf die musikalischen Sparten könnte man auch von »E-Kunst trifft U-Kunst« sprechen.
Wie ein Regisseur beim Film hält sich Joachim Kupke dabei eher im Hintergrund. Während andere Künstler ihre Kreationen mit einem dicken Pinselduktus überziehen und mit geschwungenen Signaturen besiegeln, benutzt Kupke einen geradezu neutralen Duktus und signiert und betitelt seine Werke immer bescheiden auf der Rückseite. Das ist durchaus nachvollziehbar, schließlich wendet sich Joachim Kupke mit seinen Adaptionen, Übermalungen, und »Korrekturen« gegen die übertriebene Fetischisierung des Originals – und stellt dabei aber selbst Originale her. Indem er seine massenhaft in Kunst-Kalendern, Zeitschriften und Katalogen veröffentlichten Vorlagen als Malerei wiederauferstehen lässt, werden die Abbildungen wieder zur originalen und vor allem originellen Malerei rückgeführt. Ein passives Konsumieren von Kupkes Seh-Fallen ist nicht möglich. Ironisch gesetzte, hintergründige Zitate appellieren an unser kollektives Bildgedächtnis, optische Unstimmigkeiten fordern unsere Fantasie heraus. Inspirationsquelle sind für Joachim Kupke vor allem Kataloge, Kunst-Kalender und Poster, sprich: massenhaft kommunizierte Inkunabeln, die Teil des kollektiven Gedächtnisses geworden sind.